Humor, Energie, wertvolle Expertise – ein freiwilliger Sporttrainer in Tansania

Wolf Meyer-Hagen, ehemaliger Handballer und freiwilliger Sporttrainer in Tansania, beim Interview mit PLAY HANDBALL.

Interview mit Wolf (82) über Motivation und seine Erlebnisse im Handballprojekt.

In Kooperation mit PLAY HANDBALL hat Wolf Meyer-Hagen, Ehrenpräsident der Handballabteilung des KSV AJAX Köpenick sowie Urgestein des Berliner Handballs, unser Partnerprojekt Go4Goals in Tansania unterstützt. Der 82-Jährige, der selbst jahrelang Leiter der Handballabteilung war, hat sein umfangreiches Wissen und seine Erfahrung im Handballsport an die nächste Generation weitergegeben, Workshops für Lehrkräfte gegeben und Trainingseinheiten geleitet. PLAY HANDBALL hat mit ihm gesprochen.

Lieber Wolf, bitte stelle dich kurz vor: Wer bist du, woher kommst du, und wie sieht dein sportlicher Hintergrund aus?

Ich bin Wolf, geboren 1943, und komme aus Lübeck. Sport war schon immer ein zentraler Teil meines Lebens. Mit 14 Jahren wurde ich Handballtorwart, mit 15 spielte ich in der Fußball-Landesauswahl.

Später spielte ich in der Bundeswehr- und Studentenauswahl Norddeutschlands, mit Spielen quer durch den Ostblock – von Moskau bis Tiflis. Auch bei internationalen Turnieren in Skandinavien war ich aktiv, oft trampend unterwegs, natürlich immer mit einem Ball dabei. Als Trainer war ich für Jugend- und Männerteams bis hin zur 2. Liga/Oberliga in der alten BRD tätig und betreute 1978 die französische Damen-Nationalmannschaft bei der WM in Deutschland.

Nach meinem Berufsleben als Sport-, Deutsch- und Kunstlehrer zog es mich als stolzer Opa zum Jugendtraining – schließlich ist Sport auch für die Kleinsten das Schönste auf der Welt.

Wie bist du auf PLAY HANDBALL und das Handballprojekt in Tansania aufmerksam geworden?

Unser Köpenicker Sportverein pflegt seit Jahren freundschaftliche Kontakte, insbesondere in der Jugendarbeit, mit vielen europäischen Ländern. Der „Afrika-Hype“ entstand eher zufällig: Unser Vereinspräsident entwickelte eine Leidenschaft für Madagaskar, und ich selbst wollte eigentlich auf den Kilimandscharo steigen und danach auf Sansibar entspannen.

Bei der Reiseplanung stieß ich auf PLAY HANDBALL, die mit Go4Goals in Tansania zusammenarbeiten. Also warum nicht das Vergnügen auch mit etwas Nützlichem und meiner Handballleidenschaft verbinden. Nach einer kurzen Kontaktaufnahme mit Nicola, die für PLAY HANDBALL in Südafrika vor Ort ist, war bereits so gut wie alles geregelt.

Ich habe mich auch direkt danach mit meinem „Handball-Ziehsohn“ Martin Berger – ehemaliger Ajax-Spieler und heutiger Trainer bei den Rhein-Neckar Löwen – ausgetauscht. Er hat vor einigen Jahren im Rahmen seiner Handballweltreise PLAY HANDBALL in Südafrika und Kenia besucht und unterstützt weiterhin als Botschafter die Organisation. Martin hat mich in meinem Vorhaben bestätigt.

Was hat dich motiviert, dich in deinem Alter noch freiwillig zu engagieren?

Ich habe viel erlebt, aber immer noch eine große Lust, Neues kennenzulernen und Sport weiterzugeben. Eine Handleserin in Neuseeland sagte mir einst, ich würde 100 Jahre alt werden – also habe ich noch 17 Jahre, die ich sinnvoll füllen will! Außerdem: Langeweile ist nichts für mich. Deshalb kombiniere ich Reisen und Sport, auch wenn nicht jede Mission gelingt: Auf Borneo versuchte ich letztes Jahr, Gorillas das Fangen beizubringen… erfolglos!

Wolf Meyer-Hagen ist hier bei seinem Einsatz als Trainer im Rahmen des Go4Goals-Projekts in Tansania sowohl auf dem Feld als auch im Unterrichtsraum zu sehen.

Wie hast du dich auf deinen Aufenthalt in Tansania vorbereitet?

Eine lange Vorbereitung gab es nicht. Ich habe Hemingways „Schnee auf dem Kilimandscharo“ gelesen und mich über die deutsche Kolonialgeschichte in Tansania informiert.

Wie sah dein Alltag in Tansania aus? Was waren deine Aufgaben?

Jeder Tag war anders. Ich arbeitete an Grundschulen und meine Hauptaufgabe bestand darin, Lehrkräfte – sowohl Männer als auch Frauen – als Handballtrainer:innen fortzubilden. Der Schul- und Trainingsalltag war abwechslungsreich. Zwar ist nicht immer alles so durchorganisiert wie in Deutschland, aber das ist ja auch Teil der kulturellen Erfahrung. Alle waren äußerst interessiert, höflich, gut gelaunt und voller Begeisterung beim Handballtraining, das meist mit einem freudigen Klatschen beendet wurde.

Gab es besondere Momente oder Begegnungen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Unvergesslich waren die spontanen Gesänge und Tänze der Lehrkräfte als Dankeschön – echte Jam-Sessions voller Freude! Besonders berührt hat mich ein kleines Mädchen, das mich jeden Abend beim Spaziergang mit „Good evening, Babu“ („Guten Abend, Opa“) begrüßte. Beim Abschied versprach ich ihr: „Nitarudi“ – ich werde zurückkommen. Und ein gegebenes Wort sollte man in jedem Alter halten.

Was war die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung war sicherlich die Sprachbarriere und die teilweise fehlende Sportinfrastruktur. Aber die Herzlichkeit der Menschen hat das mehr als wettgemacht.

Wie hast du die Zusammenarbeit mit den lokalen Partnern erlebt?

Sehr herzlich und unkompliziert. PLAY HANDBALL und Go4Goals leisten tolle Arbeit, um Handball nachhaltig in die Communities zu bringen.

Was möchtest du anderen, jüngeren und älteren Freiwilligen mit auf den Weg geben?

Alter ist keine Grenze! Wer Leidenschaft für Sport hat und offen auf andere Menschen zugeht, wird überall auf der Welt willkommen sein. Einfach machen – und genießen.

Gibt es noch eine Anekdote, die du teilen möchtest?

Eine meiner lustigsten Geschichten hatte gar nichts mit Handball zu tun: Nach einem Sonnenbrand im „Beach-Ball-Büro“ am Pazifik in Tansania erzählte ich meinen neuen Freunden von Solarien in Deutschland – künstliche Sonne mit Gesichtsbräuner. Das konnten sie kaum glauben.

Wie geht es für dich und das Projekt weiter?

Ein weiteres „Ajax-Gewächs“, das Martin und ich ausgebildet haben, Joshi Rau, später bei den Füchsen als Torwart mehrfacher deutscher Jugendmeister, wird mich auf der nächsten Handballreise nach Sansibar begleiten. Gemeinsam werden wir dort wieder Handball unterrichten und die liebevollen Menschen sowie die Suaheli-Sprache besser kennenlernen. „Tuonane livi Karibu“ – Bis bald, auf Suaheli!

Wir freuen uns wahnsinnig, Wolf bei seinem nächsten Abenteuer als Sporttrainer im Ausland wiederzusehen. Wir wünschen ihm von Herzen alles erdenklich Gute und weiterhin beste Gesundheit! Ein riesiges Dankeschön geht auch an den Handball-Verband Berlin, der Wolf bei seinem Einsatz als Freiwilliger in Tansania mit Sportartikeln, Printmedien und ordentlich Rückhalt unterstützt hat. Zudem hat Wolf eine Partnerschaft zwischen Ajax Köpenick und Go4Goals eingeleitet, um das Projekt auch über seinen Freiwilligeneinsatz hinaus nachhaltig zu fördern.

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